Alexandra Millner

DER NAME IST PROGRAMM!

 

5 Siegertexte

 

Das Kabinetttheater hat Anfang 2012 einen Minidramen-Wettbewerb? ausgeschrieben und Autoren und Autorinnen eingeladen, zu bestehenden Bühnensituationen und -bildern sowie Figuren und Objekten ein Dramolett zu verfassen. Aus mehr als 100 Einsendungen wurden fünf Siegertexte prämiert, die nun vom Kabinetttheater uraufgeführt werden. Sie stammen von Thomas Arzt, Anne Frütel, Tanja Ghetta, Stephan Lack und Daniel Wild und zeigen die große Bandbreite dieser kleinen Textform.

 

4 Auftragswerke

Eingebettet sind sie diese Texte in einen minidramatischen Rahmen, der von Margret Kreidl und Lukas Cejpek stammt. Ihre Stücke sind dem Objekttheater zuzuordnen, das sich Alltagsgegenstände bedient, um auf größere Themen abzuzielen: das Theatermachen, das Hinterfragen sozialer Rollen, die symbolische Aufladung von Begriffen und die antike Mythologie. Als ihren Schutzgott nennen sie Rainer Maria Rilke, insbesondere sein Gedicht Marionetten-Theater (1907), in dem es heißt:
Sie rissen an ihren Schnüren
herein vor die kleinen Coulissen
die Hände von oben, die Hände,
die immer versteckten, entdeckten
häßlichen Hände in Rot:
und stürzten aus allen Türen
und stiegen über die Wände
und schlügen die Hände tot.
Margret Kreidl: „Diese unglaublich dinghaften Hand-Bilder haben uns auf ein Hände-Stück für die Puppenbühne gebracht. In ihrem Kabinetttheater macht Julia Reichert das Gemachte immer wieder sichtbar, die Hand, die die Puppe hält.“

 

1 Hommage

Die Mitte des Abends bildet „josef und ludmilla oder die gute nachbarin. ein volkstümliches lehrstück“ als Hommage an den kürzlich verstorbenen Autor Werner Ko?er. In Werner Koflers literarischen Stimme konzentrieren sich die Idiosynkrasien der österreichischen Gegenwartsliteratur: die misanthropischen Tiraden eines Thomas Bernhard, der subversive Humor eines Antonio Fian, die antifaschistische Hartnäckigkeit einer Elfriede Jelinek, die Gesellschaftskritik eines Josef Winkler. Sein Ton ist dennoch unverwechselbar, seine fehlende Scheu vor Tabubrüchen einmalig. Ein griesgrämiger und dabei humorvoller Moralist, der sich mit Sprachgewalt in die österreichische Literatur eingeschrieben hat – vielleicht hätte ihm diese Bezeichnung zur Ehre gereicht.

 

=10 Minidramen

Alexandra Millner